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Sechs Geschichten aus dem Jenseits

Editorische Notiz

Bevor wir beginnen dürfen, sie also sprechend und titelnd einzulassen: »Sechs Geschichten aus dem Jenseits«, werden wir wort der neudeutschen Diskursregeln angehalten, alle sphärischsprachenden Teilnehmer zu verständigen, daß auch acht Jahre nach unserer Ersteditio immer noch einige Forscher und Künstler aus den Tiefen des Akastells drei der Sechs anders verorten als wir: »Freundeskreis Götterdämmerung«, »Bericht zur apokalyptischen Lage« und »Ein Tropfen Ewigkeit« stünden nicht parergisch unter psychopathologischen Abseitsaspekten der Bedingungszeit der Sphärischen Sprache, sondern als missing link zwischen dem weiterhin unverbürgten Untergang des Netzes und dem der alten Menschheit ebenen- und Anonymusgleich neben dem »Weißen Dorf«. So inspirierend der Gedanke auch erleuchten mag, Anonymus habe das Dunkle Zeitalter, das die Neue Menschheit von der alten scheidet, gar dergestalt hell zu durchsehen vermocht, daß er uns noch die ersten Jahre der postretischen Zeitrechnung erhelle, er scheint uns doch so selten wie ein spracharchäologisches Wunder, zumal die fünf Zettelkarten, unserer Interpretation nach, nicht wechsel-, vielmehr außenverweisfrei aneinandergeheftet waren; und so bescheiden wir uns damit, die alternative Geschichte aus den Tiefen des Akastells nur anzusprechen:

»Freundeskreis Götterdämmerung« handele in den letzten Rudimenten der alten digitalen Weltordnung von der anhebenden bösartigen Progredienz des Zentralismus; der »Bericht zur apokalyptischen Lage« von den letzten Versuchen des europäischen Staates, sein erbärmliches Verpuffen zu verhindern; und »Ein Tropfen Ewigkeit« vom letzten Versuch der nach dem Zusammenbruch ein wenig zu Kräften gekommenen Restbestände der europäischen, asiatischen und nordamerikanischen Staatsgewalt, Bedeutung zu heucheln.

Daß der leere Raumfrachter der Ewigkeit gleichsam ein nach Außen gestülptes Akastell scheint, fragt und zweifelt uns mitunter: Mag die Argumentationskette, Anonymus und der Autor der Drei Geschichten aus dem Jenseits seien ein und dieselbe Person, doch sinnen? Die Zettelkarten sprechen anders; auch war keine der Sechs – gefunden im Akastell! – schwer korrupt; hauptwörtlich aber erklären kritische Sprachwissenschaftler das Tagesvernünftige: Die »Sechs Geschichten aus dem Jenseits« schöpfte ein und derselbe Autor aus der Bedingungszeit, niemals sprachen sie irgendwo postapokalyptisches Deutsch! Also erhellen sie zwar nicht das Zwischenreich und verbürgen ebensowenig – wie manch ein Tiefer nachtvernünftelt – den Untergang des Netzes. Sie erhellen indes anderwegs verlorene Gefilde des Unbewußten der Bedingungszeit, das in ihnen Geschichte geworden ist.

Herausgeber LK2199nlpz
Stadt 1,
im Jahr 808 d.N.M.,
n. a. Z.: 1525 p.r.,
M84067T84355

Fortsetzung folgt