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homo fluidus oder: Das Meer

homo fluidus oder: Das Meer

WasserSprachMusik

Dialogische Lesung mit musikalischen Interventionen

Mit Stefan Grosser und Maria Eger (dialogische Lesung), Uta Walther (Klavier) und Monika Teepe (Sopran)

Am 11. Mai und 12. Mai 2018 im Salon der Villa Teepe in Nürnberg zum Thema: »Liebe schwärmt auf allen Wegen! – die Sprache des Flirts vom Liebesbrief bis zur SmartApp«

Zuvor am 8. Juli 2017 im Rahmen des 4. Nittendorfer Gartenkolloquiums zum Thema »Leben« mit Stefan Grosser und Maria Eger (dialogische Lesung) und Claudia Heinze (Lesung & Violine)

Erläuterungen zur 50seitigen Collage (Romankapitel aus »homo fluidus oder das Schöpfungsspiel« bzw. zur 11seitigen WasserSprachMusik »homo fluidus oder: Das Meer«:

Auf 50 Seiten entfaltet sich ein Gespräch zweier Menschen (unterschieden durch die Schriftfarben Schwarz und Blau), von den allerersten Worten, die die boden Noch-Fremden an der Reling eines Kreuzfahrtschiffes wechseln, bis zu ihrer körperlichen Vereinigung in derselben Nacht. Unschwer erkennt der Leser oder Hörer, daß dieses Gespräch nicht – oder nur anfangs und auch da nur an einigen Inseln im Meer – auf der Ebene der ausgesprochenen Worte wiedergegeben wird, sondern auf tieferen Sprachebenen, hindurch durch die absteigenden (Wasser-)Schichten, die durch verwirbelte Unterströmungen untergründig, unlogisch, unausgesprochen miteinander kommunizieren. In diesen tiefen Schichten des Meeres fließen fast nur noch Zitate: Es wird gleichsam der Assoziationsraum ausgeschöpft, der in den Miteinandersprechenden durch deren eigene Worte aufgerissen wird und der bis in jahrhunderte- und jahrtausendealte Sprachgewässer hinabreicht. Die sprachlich gebildeten Individuen sind ein Ineinanderfluß zahlloser Vorläufer ungezählter Jahrhunderte (anfangs angedeuetet durch die weiteren Schriftfarben, die Einflüsse von Passanten und Umstehenden darstellen.)

Ineinanderfluß ist der Inbegriff des Textes: Sind die beiden getrennten Individuen nämlich ihrerseits schon Ineinanderflüsse ihrer Vorläufer, so entspricht ihrem körperlichen Ineinanderfluß am Höhepunkt und Ende, Aufhebung der Trennung, ihr vorheriger sprachlicher Ineinanderfluß: Die Zitate, blau und schwarz, fließen immer chaotischer durch- und ineinander, bis die althergespülte Sprachlogik und schließlich die Sprache sich auflöst. Wie ist das zu deuten? Gehen die beiden in ihrem eindringlichen Austausch, in dem sie immer wieder innerpsychisch zum jeweils anderen hinüberfließen, momentweise symbiotisch verschmelzen, endlich in eine gemeinsame Sprachsphäre ein, die für andere, Außenstehende, unzugänglich bleibt? Werden sie in inrem Ineinanderfluß zu neuen oder zu einem neuen Menschen (zum homo fluidus, dessen Sprache der homo sapiens nicht mehr verstehen kann)? Oder ist die Auflösung der Sprache ein Bild dafür, daß das, worauf alles zuläuft: das wirkliche, wahre Leben, jenseits der Sprache liegt? Aber natürlich vollzieht sich (im Text) der Augenblick des intensiven unmittelbaren Lebens ebenfalls sprachlich … Gibt es also kein Eintrinnen aus der Sprache? Oder ist das wahre menschliche Leben doch ein sprachlich vermitteltes, und ist das Jenseits der Sprache ein Jenseits des Menschen und des Lebens?

5. Vorstellung: tropfen, quellen, stehende gewässer