Die Stadt und das Paar. Poesie Piano Painting
Ein Gesamtkunstwerk aus Lesung, Musik und Ausstellung
Mit Stefan Grosser (Lyrik), Michaela Halt (Piano) und Judith Bokodi (Malerei)
Am 8. Juni 2024 im Atelier von Judith Bokodi in München
»Die Stadt und das Paar«: In diesem Namen steht eine Folge geheimnisvoller Gedichte, die ich aus meinem mehrtausendseitigen work in progress herausgelöst und stark gekürzt habe, um sie heute abend in den ganz anderen Kontext dieses hiesigen Gesamtkunstwerkes aus Poesie, Piano, Painting zu übertragen … Die Gedichtfolge »Die Stadt und das Paar« ist Band Nummer 6 der erwähnten 9 Bände entnommen, dem experimentellen, aus zahllosen Zitaten aufgeschichteten Collagen-Roman »homo fluidus«, und an die Stelle der erzählerischen Prosa, die im Roman den Kontext der Poesie bilden, treten hier und heute das Piano und die Paintings. In welches Licht werden wohl Musik und Malerei diese dunklen, teils lautmalerischen Gedichte tauchen? Lassen wir uns überraschen … Ein städtisches Liebespaar, oder besser: eine Liebesaffäre zwischen Städtern läßt sich als oberflächlicher Handlungsgegenstand dieser Gedichtfolge erahnen, das darunterfließende Thema aber ist weniger die körperliche Liebesvereinigung der beiden, als vielmehr deren eindringliche Gespräche, die auch in eine – psychisch-geistige – Vereinigung und Verwandlung münden, eine Verflüssigung ihrer Sprachen und mithin ihrer Wahrnehmungen: Alles verwandelt sich in der Liebenden Augen, Ohren, Worten: Die einsame Wohnung nach der Begegnung im Atelier verwandelt sich in ein Hochgebirge, eine Bücherwand verwandelt sich in eine Felswand, ein Gefrierschrank verwandelt sich in eine arktische Eishöhle, ein Nachtlokal verwandelt sich in eine Gesteinsdruse, Pfützen verwandeln sich in Meere, die Liebenden selbst verwandeln sich erst in Steine, dann in Tropfen, die Städter verwandeln sich in die Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes namens »Gibraltar … und die steinerne Stadt wird zur schwimmenden Stadt, Stein wird zu Wasser, das Sein verflüssigt sich zum Werden, der homo sapiens verfließt zum homo fluidus … Alles beginnt (oder hat begonnen schon vor dem Beginn des ersten Gedichtes) in ihrem von rätselhaften Installationen gefüllten Atelier beim gemeinsamen Betrachten eines Readymades, eines auf einen großen Findling geschraubten Stuhls: ein Stuhl auf einem Stein – und die Stadt beginnt zu leben, als wäre sie die Wildnis, die sie ist …